Dienstag, 5. Mai 2015

Das Menschenrechtszentrum in Nova Iguaçu


Nach einer sehr kurzen Nacht landen wir am 8. April wieder in Rio, dem Ausgangspunkt unserer Reise auf brasilianischem Boden. Von den Mitarbeitern des Menschenrechtszentrums  in Nova Iguaçu werden wir vom Flughafen abgeholt.  
Das Menschenrechtszentrum ist eine Abteilung der Diözese von Nova Iguaçu (etwas nördlich von Rio de Janeiro) und entwickelt eine Reihe von Programmen im sozialen und pastoralen Bereich.
Menschenrechte – ein heikles Thema in einem von Korruption zerfressenen Land, in dem man nach Helder Camara ein Christ ist, wenn man auf die Armut im Land hinweist, und ein Kommunist, wenn man sagt, warum es diese Armut gibt. Das antwortete er jedenfalls seinen Gegnern, die ihn und seine Arbeit in die Nähe des Kommunismus rücken wollten. Wir besuchen die Kathedrale von Nova Iguaçu und das Grab von Dom Adriano Hypólito, der die Arbeit in der Diözese von 1966 – 1994 prägte. Mehrfach wurden auf ihn Anschläge ausgeübt. 1978 hat ihn die Militärregierung  z.B. mit dem Auto von der Straße abgedrängt, ihn nackt ausgezogen und mit roter Farbe übergossen. 1979 gab es einen Anschlag auf den Altar der Kathedrale von Nova Iguaçu, Bilder, die damals um die Welt gingen. “Das einfache Volk hat mich bekehrt”, sagte er damals. Sein Glaube hatte eine zunehmend politische Dimension. Er ließ sich nicht davon abhalten, für die Rechte der Armen zu kämpfen. Heute treffen wir auf Bischof Luciano Bergamim, der die Arbeit seines Vorgängers weiterführt. “Eure Hilfe lässt uns frei arbeiten”, bedankte er sich für die finanzielle Unterstützung des Aktionskreises Pater Beda.
Die Arbeit des Menschenrechtszentrums:
·      Menschenrechtskurse im Haus
Rechtsbeihilfe nicht nur in Besitzfragen sondern auch in anderen Bereichen, in denen der Staat nicht funktioniert, wie z. B im Gesundheitswesen, wenn es um die Beantragung von Medikamenten für chronisch Kranke geht.
·      Aufbau einer dezentralen Rechtsberatung im Vorfeld von Prozessen.
·      Schulbesuche mit Projektunterricht zum Thema „Kultur des Friedens”.
·      Eng arbeitet das Menschenrechtszentrum auch mit dem Zeugenschutzprogramm für 80 Personen unter der Leitung von Maria de Aparecida zusammen. Menschen werden ermutigt anzuzeigen, wenn ihnen Unrecht widerfährt, sei es durch Drogenkartelle oder andere Milizen. Sie riskieren ihr Leben.
·      und last but not least ist dem Menschenrechtszentrum auch ein Kinderheim angegliedert, in das Kinder aufgenommen werden, die familiäre Gewalt erleiden. Innerhalb von 2 Jahren versucht man hier mit ihnen neue Perspektiven aufzubauen. Entweder werden sie nach erfolgreicher Arbeit mit den Angehörigen wieder in die Familien integriert oder aber auch an Pflegefamilien vermittelt. Vera Christina, Rechtsanwältin und Pädagogin leistet hier ausgezeichnete Arbeit:     
Nova Iguacu hatte und hat infolge der fehlenden Entwicklung des Hinterlandes einen starken Zuzug vor allem aus dem Nordosten Brasiliens. Das Resultat: Favelas und illegale Besetzungen. Eine der Hauptaufgaben des Menschenrechtszentrums ist es, diese urbanen Besetzungen zu legalisieren. Hierfür wurde ein Rechtsbeistand eingerichtet, der die Menschen im Kampf um die Legalisierung ihres Wohnens begleitet.
Am Tag unserer Abfahrt sehen wir uns noch das Gelände eines ehemaligen Hospitals an, auf dem nun nach einer 10 jährigen Geschichte von Besetzung und Versprechungen im Juni 800 Appartements im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus fertiggestellt werden. “Minha casa, minha vida” nennt sich das staatlich geförderte Programm.
60 Familien, die das Menschenrechtszentrum seit Jahren in ihrem Kampf unterstützt, werden hier in 40 Quadratmeter großen 3-Zimmer-Wohnungen ein neues Zuhause finden können. Dafür zahlen sie 10 Jahre lang 80 Real (25,00 €) monatlich.
Am Schluß ging es noch für einen Tag nach Rio de Janeiro, um auch manche touristische Ziele zu besuchen. Hierbei durfte das Maracana-Stadion und die Christus-Statue auf dem Corcovado nicht fehlen.












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