Nach einer sehr kurzen Nacht landen wir am 8. April wieder
in Rio, dem Ausgangspunkt unserer Reise auf brasilianischem Boden. Von den
Mitarbeitern des Menschenrechtszentrums
in Nova Iguaçu werden wir vom Flughafen abgeholt.
Das Menschenrechtszentrum ist eine Abteilung der Diözese von
Nova Iguaçu (etwas nördlich von Rio de Janeiro) und entwickelt eine Reihe von
Programmen im sozialen und pastoralen Bereich.
Menschenrechte – ein heikles Thema in einem von Korruption zerfressenen
Land, in dem man nach Helder Camara ein Christ ist, wenn man auf die Armut im
Land hinweist, und ein Kommunist, wenn man sagt, warum es diese Armut gibt. Das
antwortete er jedenfalls seinen Gegnern, die ihn und seine Arbeit in die Nähe
des Kommunismus rücken wollten. Wir besuchen die Kathedrale von Nova Iguaçu und das Grab von Dom Adriano Hypólito, der die Arbeit
in der Diözese von 1966 – 1994 prägte. Mehrfach wurden auf ihn Anschläge
ausgeübt. 1978 hat ihn die Militärregierung z.B. mit dem Auto von der Straße abgedrängt,
ihn nackt ausgezogen und mit roter Farbe übergossen. 1979 gab es einen Anschlag
auf den Altar der Kathedrale von Nova Iguaçu, Bilder, die damals um die Welt gingen. “Das einfache Volk hat mich
bekehrt”, sagte er damals. Sein Glaube hatte eine zunehmend politische
Dimension. Er ließ sich nicht davon abhalten, für die Rechte der Armen zu
kämpfen. Heute treffen wir auf Bischof Luciano Bergamim, der die Arbeit seines
Vorgängers weiterführt. “Eure Hilfe lässt uns frei arbeiten”, bedankte er sich
für die finanzielle Unterstützung des Aktionskreises Pater Beda.
Die Arbeit
des Menschenrechtszentrums:
·
Menschenrechtskurse
im Haus
Rechtsbeihilfe nicht nur in Besitzfragen sondern auch in anderen Bereichen, in denen der Staat nicht funktioniert, wie z. B im Gesundheitswesen, wenn es um die Beantragung von Medikamenten für chronisch Kranke geht.
Rechtsbeihilfe nicht nur in Besitzfragen sondern auch in anderen Bereichen, in denen der Staat nicht funktioniert, wie z. B im Gesundheitswesen, wenn es um die Beantragung von Medikamenten für chronisch Kranke geht.
·
Aufbau einer
dezentralen Rechtsberatung im Vorfeld von Prozessen.
·
Schulbesuche
mit Projektunterricht zum Thema „Kultur des Friedens”.
·
Eng arbeitet
das Menschenrechtszentrum auch mit dem Zeugenschutzprogramm für 80 Personen
unter der Leitung von Maria de Aparecida zusammen. Menschen werden ermutigt
anzuzeigen, wenn ihnen Unrecht widerfährt, sei es durch Drogenkartelle oder
andere Milizen. Sie riskieren ihr Leben.
·
und last but
not least ist dem Menschenrechtszentrum auch ein Kinderheim angegliedert, in
das Kinder aufgenommen werden, die familiäre Gewalt erleiden. Innerhalb von 2
Jahren versucht man hier mit ihnen neue Perspektiven aufzubauen. Entweder
werden sie nach erfolgreicher Arbeit mit den Angehörigen wieder in die Familien
integriert oder aber auch an Pflegefamilien vermittelt. Vera Christina,
Rechtsanwältin und Pädagogin leistet hier ausgezeichnete Arbeit:
Nova Iguacu hatte und hat infolge der fehlenden Entwicklung des
Hinterlandes einen starken Zuzug vor allem aus dem Nordosten Brasiliens. Das
Resultat: Favelas und illegale Besetzungen. Eine der Hauptaufgaben des
Menschenrechtszentrums ist es, diese urbanen Besetzungen zu legalisieren. Hierfür
wurde ein Rechtsbeistand eingerichtet, der die Menschen im Kampf um die
Legalisierung ihres Wohnens begleitet.
Am Tag unserer Abfahrt sehen wir uns noch das Gelände eines ehemaligen
Hospitals an, auf dem nun nach einer 10 jährigen Geschichte von Besetzung und
Versprechungen im Juni 800 Appartements im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus
fertiggestellt werden. “Minha casa, minha vida” nennt sich das staatlich
geförderte Programm.
60 Familien, die das Menschenrechtszentrum seit Jahren in ihrem Kampf
unterstützt, werden hier in 40 Quadratmeter großen 3-Zimmer-Wohnungen ein neues
Zuhause finden können. Dafür zahlen sie 10 Jahre lang 80 Real (25,00 €) monatlich.
Am Schluß ging es noch für einen Tag nach Rio de
Janeiro, um auch manche touristische Ziele zu besuchen. Hierbei durfte das
Maracana-Stadion und die Christus-Statue auf dem Corcovado nicht fehlen.
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